Rede von Andreas Platthaus anlässlich der „Jubiläumsausstellung“ von Franziska Becker 2009

Meine Damen und Herren, liebe Franziska Becker,

nach all den Grußworten folgt nun das Mußwort: die Laudatio. Obwohl mir nach all dieser Prominenz, die vor mir grüßend loben durfte, kaum noch etwas zu tun bleibt, wenn ich jetzt müssend loben soll. Das ist aber auch gut so, denn wie Sie sehen können: Harte Arbeit liegt mir nicht. Sie haben einen Schwächling vor sich, wie er bei Franziska Becker im Buche steht, eines jener verweichlichten Mannsbilder, die sie so gerne zeichnet. In der „Weiblichen Komödie“, einem mittlerweile neunzehn Jahre alten Klassiker ihres Werks, tritt schon auf dem ersten Bild Göttin auf, die zum großen Amüsement einer weiblichen Engelschar nach Fertigstellung der Welt ein letztes Restchen Lehm übrig hatte und damit, wie es im Text heißt, „noch einen Schnörkel“ anbrachte. So entstand der kleine Unterschied, dessen Folgewirkungen dann zur Grundlage einer großen Cartoonistinnen-Karriere wurden: Das, was als letztes geschaffen wurde, kann man ja auch nur als das Letzte zeichnen.

Also darf ich mich als Idealbesetzung durch Fehlbesetzung betrachten: Je kläglicher ich hier auftrete, desto besser, denn ich wurde ja ohnehin in eine unmögliche Lage bugsiert, wenn ich nun nach den Herren Junge und Ebert als dritter Mann agieren soll. Was im Skat oder einem Hollywood-Film der Schwarzen Serie eine Selbstverständlichkeit ist, muß doch bei einer Ausstellungseröffnung von Franziska Becker gewiß als Affront begriffen werden. Andererseits ist das nicht meine Schuld, denn natürlich wollte die Caricatura als quotenbewußte Veranstalterin ursprünglich Sorge tragen, daß hier ebenso viele Frauen wie Männer zu Worte kommen. Aber zwei der neben Alice Schwarzer als Rednerinnen fest eingeplanten Damen haben kurzfristig absagen müssen: Königin Silvia und Eileen Eisprung.

Was diese Programmänderung nicht nur für die Gleichberechtigung, sondern vor allem für eine sachkundige Würdigung des Werks von Franziska Becker bedeutet, kann sicher jede von ihnen ermessen. Die wechselseitige Affinität zwischen deutscher Zeichnerin und schwedischem Herrscherhaus ist ja altbekannt, spätestens jedenfalls seit Ende der siebziger Jahre, als sich Königin und Künstlerin bei einem Deutschlandbesuch von Carl, dem sechzehnten Gustav, kennenlernten. Nachzulesen war das seinerzeit in einer Bildreportage aus der Rubrik „Emma exklusiv“ unter einem Episodentitel, der bereits die intime Vertrautheit beider Frauen miteinander erkennen ließ: „Franziska bei Silvia“.

Da sahen wir in einer Reihe von begeistertem Publikum, an der das Königspaar jovial vorbeidefiliert, Franziska Becker höchstpersönlich stehen, in einem ihrer frühesten publizierten Selbstporträts. Aber natürlich nicht dem allerersten, denn schon im November 1976 hatte sie an ihre Freundin Alice Schwarzer eines geschickt, um sich als Cartoonistin bei „Emma“ zu bewerben, und Frau Schwarzer hat sich immer wieder gerne daran erinnert, daß diese erste Zeichnung noch mit Kugelschreiber ausgeführt war – ungewöhnlich für eine Kunststudentin, die seinerzeit in Karlsruhe bei Markus Lüpertz persönlich eingeschrieben war. Franziska Becker verlor aber auch, wie sie selbst sagt, bald darauf den Spaß an der Kunst und macht sich deshalb seitdem mit der Kunst einen Spaß, wie Sie an manchen Bildern hier in der Ausstellung sehen können, die mit den gängigen Klischeevorstellungen von Künstlertum spielen. Achten Sie nur einmal auf die Interieurs der Bildergeschichten und Cartoons, und zwar besonders auf die Bilder, die dort an den Wänden hängen: Sie sind immer höchst modern und dadurch im Einklang mit den höchst modernen Menschen, die die Zeichnungen bevölkern, Inbegriffe der Lächerlichkeit. Franziska Becker ist das beste Antibiotikum gegen das Virus der Ehrfurcht, in der ja immer ein Gutteil Angst mitschwingt.

Wem das angesichts dieser Grundeinstellung nur konsequente Scheitern der Lehrer-Schülerinnen-Beziehung im Jahr 1977 besser bekommen ist – Markus Lüpertz oder Franziska Becker –, muß man wohl nicht eigens betonen. Der eine ist heute zwar berühmter und mutmaßlich reicher, aber die andere beliebter. Just in dieser Woche wurde aus Anlaß der endlich erfolgten Nachfolgeregelung das Andenken von Lüpertz als Direktor der Düsseldorfer Kunsthochschule denn auch kräftig geschändet, weil der Maler sich selbst und damit auch die Kunst nach Meinung aller ernstzunehmenden Kommentatoren zu ernst genommen hat. Wir dagegen feiern heute Franziska Becker, die uns den Spaß an ihr zurückgegeben hat.

Ecce femina: Auf ihrem Selbstporträt in der Bewunderinnenschar von Königin Silvia hat sie natürlich den Zeichenstift zwischen den Fingern und ist in weite dunkle Gewänder gehüllt, wie Sie das hier in der Ausstellung auf weiteren Selbstporträts immer wieder finden werden, und sie trägt auch jene gleichermaßen charakteristisch ungebärdige Frisur, die keine Rücksicht nahm auf die hut- und schleiergebändigte Etikette der sonstigen Besucherinnen bei der königlichen Visite – das freie Haar weht, wo es will, und wenn man Silvias freundliches Winken auf dem Bild in Richtung Franziska Beckers richtig deutet, dann ist der Monarchin diese Unkonventionalität der deutschen Freundin besonders sympathisch gewesen. Kein Wunder, daß über der Zeichnerin im Bild eine Denkblase aufsteigt, in der wir als beglückte Feststellung lesen dürfen: „Wenn die Emmas mich jetzt sehen könnten“. Und dahinter stehen gleich zwei Ausrufezeichen; vor lauter Begeisterung konnte Franziska Becker die Tinte nicht halten.

Das Schöne an diesem Bild – neben dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft – ist, daß dieser Wunsch übererfüllt wurde: Nicht nur, daß die Emmas (und alle wir monarchophilen Deutschdemokraten) im Moment des jeweiligen Betrachtens dieses Comics Franziska Becker damals sehen konnten – nein, die Emmas und wir anderen sehen unsere Hofreporterin seitdem immer wieder, nämlich bei jeder erneuten Lektüre dieser Bildergeschichte, und da sie im Debütband der Zeichnerin, jenem Album mit dem geradezu sprichwörtlich gewordenen Titel „Mein feministischer Alltag“ von 1980, zu finden ist, den jede anständige Frau ebenso im Bücherregal stehen hat wie jeder anstellige Mann, dürfte die Zahl derjenigen, die seit drei Jahrzehnten ständig an das Privileg der königlichen Gunst für Franziska Becker erinnert werden, in die Hunderttausende gehen. Wir wollen sein ein einig Volk von Neidern. Zumal die Entente cordiale zwischen Köln und Stockholm eindeutig gegen die Grundsätze der feministischen Revolution verstößt, die doch niemand andere als Franziska Becker selbst Anfang der achtziger Jahre dokumentiert hat. Da sitzt in einer Zukunft, die wir uns nicht als allzu fern vorstellen dürfen oder wollen, eine Gruppe von Politikerinnen beisammen (wohlversorgt mit Kaffee dank eines devoten männlichen Domestiken) und bestimmt eine Delegierte für ein kanadisches G-8-Treffen – bezeichnenderweise (und ich wähle dieses Wort natürlich mit Bedacht) diejenige Figur, die als Strickerin in der Runde als die Naivste charakterisiert wird. „Nach dem radikal-demokratischen Prinzip“, können wir dazu als Begründung lesen, „ist diesen Monat Isolde dran, als Vertreterin auf das Staatsoberhäupterinnen-Treffen in Ottawa zu fliegen!“ Das radikaldemokratische Prinzip in der „Emma“-Redaktion aber sah in der Vergangenheit offenbar anders aus, denn nur Franziska Becker reiste damals zu Königin Silvia.

Mit Eileen Eisprung, der zweiten verhinderten Rednerin des heutigen Abends, verhält es sich anders. Eine etwaige Freundschaft der berühmten Bildhauerin zur nicht minder bekannten Zeichnerin ist nirgends überliefert, und die Ausgewogenheit der Kasseler Veranstalter ist nicht genug zu preisen, weil sie die zweifellos zuneigungsbedingten Lobhudeleien der schwedischen Königin durch eine von persönlicher Nähe ungetrübte scharfe ästhetische Analyse ergänzt sehen wollten, um die ganze Eröffnung danach schließlich durch mein unverbindliches Gefasel ausklingen zu lassen, damit Sie alle schneller zur Bar gelangt wären. Allein, es sollte nicht sein, Sie stehen immer noch hier, und ich kann nur hoffen, daß Sie nicht längst das Mußwort für ein Stußwort halten. Aber Sie dürften ja noch ganz betäubt sein von dem schweren intellektuellen Verlust, den die Absage Eileen Eisprungs bedeutet: jener kreativen Gigantin, die gleichfalls nach der feministischen Revolution berühmt werden wird als Gewinnerin der „Pergamenta“, vielfach preisgekrönt als Walk- und Knetkünstlerin für ihre, ich zitiere, „aus dem femininen Material Brotteig geformten Skulpturen“. Das leider einzige gesichert dokumentierte Werk von Frau Eisprung ist übrigens die entsprechend appetitlich aussehende Darstellung eines Uterus samt darin ruhendem Embryo. Nein, die große Kunst hat es wahrlich nicht leicht, in Franziska Beckers Bildern akzeptiert zu werden. Und ihr Spott gilt nicht allein dem Platzhirsch, sondern auch der Platzricke.

Beide verhinderte Grüßerinnen, Königin wie Künstlerin, sind als komische Figuren also Wegbegleiterinnen von Franziska Becker und hätten somit die Wegbereiterin Alice Schwarzer wunderbar ergänzt. Ich dagegen bin bloß ein Wegbeschreiter, ein Mensch mit einem gewissen Faible für komische Kunst, eine Disziplin, der durch Franziska Becker vor genau zweiunddreißig Jahren in Deutschland eine Gasse geschlagen wurde, auf der ich nun bequem einher marschieren kann. Wir feiern also heute beileibe nicht den sechzigsten Geburtstag der Zeichnerin, wie der Handzettel zu dieser Veranstaltung recht uncharmant behauptet, sondern in Wahrheit deren zweiunddreißigsten, denn natürlich beginnt ein Künstlerleben nicht vor dem ersten Werk, und das erschien eben im Februar 1977 in der gerade erst gegründeten Zeitschrift „Emma“.

In der Vitrine dort vorne ist diese Ausgabe zu besichtigen: „Machen Sie das Beste aus Ihrem Typ“ war Franziska Beckers Bilderfolge darin betitelt, und sie führte am Beispiel einer gewissen Frau Knöbel die vergebliche Mühe von Schönheitsratgeberkolumnen vor. Franziska Becker allerdings machte dann durchaus das Beste aus ihrem Typ, nämlich dem Typ Knöbel, den sie zu emanzipierten Damen weiterentwickelte, die immer resoluter wurden – und auch, diese Bemerkung sei angesichts der noch etwas ungelenken Erstlingsarbeit gestattet, immer besser gezeichnet. Dafür stellte „Emma“ ein ständiges Entwicklungslabor zur Verfügung. Doch auch wenn sich Anfang der achtziger Jahre mit der jungen Satirezeitschrift „Titanic“ und später vor allem mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ weitere gewichtige und mir biographisch bedingt vertrautere Publikationen fanden, die sich um den regelmäßigen Abdruck von Franziska Beckers Arbeiten verdient machten, blieb die Cartoonistin nur „Emma“ dauerhaft treu. Als deren „Hauszeichnerin“ wird sie in Publikationen gerne bezeichnet, aber ich möchte lieber von einer Hauptzeichnerin sprechen.

Denn nun kommt der Moment, an dem ich vom Muß- zum Bußwort übergehe, und zwar stellvertretend für die ganze Comicforschung, die seit Beginn ihrer Existenz nicht müde wird zu betonen, daß Comics ein männliches Metier wären. Quatsch! Nennen wir einfach Namen wie Dale Messick, Roz Chast, Marie Marcks, Claire Bretécher, Roberta Gregory, Debbie Drechsler, Alison Bechdel, Anke Feuchtenberger, Isabel Kreitz, Rutu Modan oder Marjane Satrapi, dann wird klar, daß Franziska Becker in bester Gesellschaft agiert. Sie selbst bekam 1988 auf dem Comic-Salon in Erlangen den Max-und-Moritz-Preis als bester deutscher Comiczeichner zugesprochen. Die keineswegs geschlechtsneutrale Bezeichnung ignorierte sie großzügig. Zu Recht, denn es gibt keine spezifisch weibliche Ästhetik in Cartoon oder Comic, zumal nicht bei Franziska Becker, die sich stets auf das Vorbild eines Mannes, nämlich Wilhelm Buschs, berufen hat – wovon, um nur ein Detail zu nennen, die brotteigtropfenden Finger der schon erwähnten Eileen Eisprungs ein zwingendes Zeugnis ablegen. Hommagen können eben auch subtil sein.

Und was hat sie aus ihrer seit der Kindheit anhaltenden Busch-Prägung gemacht! An Bissigkeit jedenfalls steht sie ihrem Vorgänger nicht nach. Im Gegenteil: Max und Moritz können sich glücklich schätzen, 1865 noch rechtzeitig aufgerieben worden zu sein, ehe sie heute in der Tinte von Franziska Beckers säßen und sich zum Beispiel zum Ballast degradiert und an die Gondel eines von Frauen gesteuerten Fesselballons gebunden wiederfänden, wie das einem männlichen Quartett auf dem 1993 gezeichneten Blatt „Auftrieb“ geschehen ist. Oder Max und Moritz wären in jenem Eisenbahnabteil gelandet, wo eine ältere Dame nicht, wie von ihren rücksichtslosen männlichen Mitreisenden erwartet, Fotos der Enkel aus der Handtasche zieht, sondern einen Six-Shooter – genug fürs ganze Abteil.

Franziska Becker hat aber zudem etwas von Busch übernommen, was sie auch zur Neuen Frankfurter Schülerin prädestiniert hätte, wäre ihr Wille nach Unabhängigkeit nicht größer gewesen als die Faszination für Komik der subversivsten Sorte: Sie greift auf einen gewaltigen Bildungsfundus zurück, den sie dann in höchst gewitzter Manier ins Lächerliche zieht. Man denke nur an ein Blatt wie „Fairer Tausch“, das uns in die psychoanalytische Praxis einer Dame führt, deren Namen wohl Sieglinde Freud lauten wird. Ihr Behandlungszimmer jedenfalls bordet über vor optischen Verweisen auf die Vorlieben des Wiener Analytikers, doch auf einer Kommode liegt zwischen allerlei liebevoll gezeichnetem Nippes auch ein Band namens „Der Gebärneid des Mannes“, und es ist klar, daß diese hochkomplexe Materie eine intensivere Beschäftigung erfordert als das Äquivalent vom Penisneid: Das ohnehin ziegelsteindicke Werk in Beckers Zeichnung alb bereits als zweiter Band zum Thema ausgewiesen.

Was wir auf solchen Blättern sehen, wirkt mühelos in seiner Pointenfülle und Detailfreude. Selbst die politischen Arbeiten sind nie verbittert, sondern trotz allem Schauder, den Politik uns bietet, eher burlesk. Was Franziska Becker auszeichnet, ist nämlich die seltene Gabe der Selbstironie. Anfangs sprach ich vom kleinen Unterschied, der große Wirkung auf den Witz dieser Cartoons gehabt hat. Es gibt aber auch noch den großen Unterschied zu all den humoristischen Zeichnern, die so lange an ihren Feindbildern gefeilt haben, daß sie vergessen haben, daß auch Freund- oder Freundinnenbilder kritisch und komisch sein müssen. Daran hat Franziska Becker immer gedacht. Und wenn Sie sich dann die Skizzenhefte ansehen, die erfreulicherweise in der Ausstellung gezeigt werden, dann können Sie ermessen, wieviel systematische Beobachtungsleistung einer komischen Zeichnung vorauszugehen hat – geschweige denn den Comics von Franziska Becker, die ja häufig in überschäumender Verschwendungssucht, einem wahren Potlatsch fürs Publikum, aus lauter Einzelpointen bestehen, wie Sie es vor allem in den neueren farbigen Bilderfolgen sehen können.

Hinter all dem steckt ein Blick der Zeichnerin auf die Welt, der auch die Freude am Zufälligen kennt, an jenen Momenten also, wenn Beobachtung durch Begegnung abgelöst wird. Da sind die amerikanischen Reiseskizzen, da werden auf Strandspaziergängen aufgelesene Kieselsteine zu Figuren beseelt, und in manche größeren gemalten Bilder werden objets trouvés eingearbeitet, damit auch wir die Überraschung nachempfinden können, die Franziska Becker bei ihrer Beschäftigung antreibt. Denn genau die ist das zweifellos notwendige Korrektiv zum Dauerthema Geschlechterverhältnis, dessen monotone Wirklichkeit die Satirikerin seit dreißig Jahren eher irritiert als überrascht haben dürfte. Und das ist auch ein kleiner, aber entscheidender Unterschied.

Wir steuern nun nach dem Bußwort auf das Schlußwort zu. Es lautet so: Sofern wir, wenn Sie mir diese These gestatten wollen, neben einigen biologisch auferlegten Verpflichtungen zur Selbst- und Arterhaltung mit all ihren zwiespältigen Begleiterscheinungen vor allem dazu auf der Welt sind, um Künstler und komisch zu sein (und etwas anderes ist in den Räumen der Caricatura ja gar nicht vorstellbar), dann erfüllt Franziska Becker diese Bestimmung ideal. Das weiß sie auch, und deshalb ist sie nicht zu bremsen; die Fülle an hier präsentierten Arbeiten beweist es. Im „Feministischen Altersheim“ skizzierte sie sich selbst schon vor fast zwanzig Jahren als alte Frau, die in nimmermüdem Schaffensdrang eine Klopapierrolle nach der anderen vollzeichnet. Ihre Mitbewohnerinnen kommentieren das von Papierfluten überschwemmte Zimmer mit der Bemerkung: „Franziska ist schon ziemlich verkalkt und leidet an manischem Kritzeltrieb. Wir müssen sie von Zeit zu Zeit betäuben, um den ganzen Mist wegzuräumen.“ Die Museen sollten das Altersheim um diese Aufgabe beneiden. Oder doch nicht? „Frau und Kunst“ heißt ein Blatt, das Franziska Becker 1990 gezeichnet hat. Da steht eine sichtbar erzürnte Besucherin in einer Bildergalerie, die gerade von einer weiblichen Putzkolonne gereinigt wird, und muß sich vom Direktor anhören: „Aber Sie sehen doch selbst, daß wir weiß Gott genug Frauen im Museum haben!“ Nun, heute haben wir endlich wieder mal eine mehr. Und was für eine.

Nach all den Gruß-, Muß-, Stuß-, Buß- und Schlußworten mag deshalb ganz am Ende ein Kußwort stehen: Danke, Franziska Becker, daß Sie da sind, hier in Kassel und generell.